14.10. - Treffen. Wir sind Piraten ohne Ziel.

nach dem post von fabius steht, warum ich diese gefühle habe.

Hallo,

mein Ex und ich hatten letzte Woche ausgemacht, dass wir uns am Dienstag (also morgen) nochmal treffen. Bot sich an, da ich einen Arzttermin in seinem Wohnort habe.
Und wir machten am WE (Freitag) aus, dass wir dann die Tage nochmal über das genaue "wie, wann usw" sprechen.
Danach hab ich nix mehr von ihm gehört.
Gestern abend hab ich ihn dann also kurz angerufen, er ging nicht ran, also hab ich kurz auf AB gesprochen, er möge sich bei mir melden, damit wir alles klarmachen können... gibt auch noch was finanzielles zu klären.
Keine Reaktion.

Mir stinkts.
Ich hab irgendwie gar keine Lust mehr, mich morgen mit ihm zu treffen.
Wenn er sich heute nicht meldet, sondern erst morgen, ist das Treffen für mich erledigt und ich werde auch sonst keine Kontaktversuche mehr starten. Kein Bock auf son Kram.
Wenn er sich auch morgen nicht meldet, gut, dann ist eh klar


Musste ich nur mal rauslassen, weil ich so genervt bin.

Ok, 22:45 meldete er sich dann doch über ICQ.
Treffen für morgen ist geritzt und obwohl ich in seinem Wohnort bin, habe ich es so drehen können, dass er zu mir kommen muss (also zu der Arztpraxis, was ihn mindestens 20 Minuten Fahrtzeit kosten wird) und wir fahren dann zu mir, er will nämlich meinen Sohn auch mal wiedersehen

Bin mal gespannt, wie das Treffen morgen verläuft und ob ich bis dahin meine negativen Gefühle ihm gegenüber wieder ablegen kann, denn dass er sich erst so kurz vor knapp gemeldet hat, ärgert mich schon.

Ich hab auch das dumpfe Gefühl, dass er verhindern will, dass ich in die WG komme, wenn seine Mitbewohnerin aka Affäre da ist. Wer ihn morgen mal fragen

So, ein weiteres Treffen ist über die Bühne gegangen.

Er ist also zu mir gekommen und hat sich sehr gefreut, den Kleinen wiederzusehen. Der sich auch

Nachdem ich meinen Sohn ins Bett gebracht habe (während des Vorlesens saß mein Ex im Zimmer auf dem Fußboden und beobachtete uns lächelnd), haben wir uns ins Wohnzimmer gesetzt, Musik gehört, Wein getrunken und geredet.
Zuerst über alltägliche Dinge. Wir haben auch viel geschwiegen, aber es war nicht unangenehm.
Hab ihm dann, als es passte, gesagt, dass ich das Gefühl habe, dass er mich nicht in der WG haben will, wenn die beiden anderen da sind. Er stritt das nicht ab, meinte, er habe ein komisches Gefühl dabei. Er sagte, dass er es vermeiden will, womöglich irgendwas zu machen, was Nina oder mich verletzten könnte. Ich fragte geradeheraus, ob er mit ihr zusammen ist. Er verneinte. Ich fragte ihn daraufhin, ob sie denn glaubt, dass sie zusammen seien. Und er erwiederte: "Ich hoffe nicht!" Ob ich nicht nachvollziehen könnte, dass er sich komisch dabei fühlen würde. Ich meinte, dass ich das schon könne, aber dass ich kein Problem damit hätte und beendete dann die Diskussion, weil ich keine Lust mehr darauf hatte.

Später sagte er: "Ich schulde dir noch einen Thermenbesuch. Sollen wir da mal einen Termin festmachen, damit es nicht wieder in Vergessenheit gerät?" Ich sagte, dass wir das mal machen können in der Zeit bis Weihnachten, aber es sei ja auch nicht so wichtig. Und wenn wir uns bis Weihnachten irgendwie gänzlich aus den Augen verlieren oder so sei es ja ohnehin nicht mehr wichtig.
Ich merkte, dass ihn diese Aussage irgendwie traf und er sagte leise: "Das will ich nicht."

Irgendwann war die Musik aus und er legte Madsen ein.
Als "Piraten" kam, sagte er: "Das ist, neben anderen, eines der Lieder, die ich nicht hören kann, ohne an dich zu denken. Das und vor allem noch "Astronaut"."
Wer wissen will, welche Texte dieser Lieder haben, kann bei Youtube schauen
Ich erwiederte, dass ich "Astronaut" schon lange nicht mehr gehört haben und er meinte, er habe es auch lange nicht mehr gehört, aber absichtlich.
Dann umarmte er mich plötzlich.

Wir redeten wieder ein wenig und immer, wenn Lieder kamen, die uns beide an uns denken lassen (was für eine Formulierung *g*), sahen wir uns an und wussten es oder einer von uns sagte etwas dazu.
Als "Grausam und Schön" kam, sagte ich, dass ich bei diesem Lied besonders an ihn denke. Und er meinte "Habe ich eben auch, also an dich." - in dem Lied heisst es "Kann es etwas schöneres geben, als das jetzt? Ich glaube nicht. Wie könnte ich dich noch mehr lieben, als in diesem Augenblick ... Halte diesen Augenblick fest, er wird dich begleiten ..." - und er sagte, er habe eben lauter Augenblicke von unserer gemeinsamen Zeit vor Augen gehabt.
Wir redeten dann über einen bestimmten Moment und ich sagte: "Seltsam, damals hat das gereicht, um glücklich zu sein. Wir haben ja später eigentlich auch nicht viel anderes gemacht, aber es reichte irgendwie nicht mehr." Er fragte: "Warum war das so?" Und ich meinte: "Wir haben irgendwann aufgehört, und zu unterhalten. Damals haben wir noch miteinander geredet." Er stimmte mir zu. Ich weiter: "Klar haben wir noch geredet, aber nur über Notwendiges. Und irgendwann haben wir nur noch nebeneinander gesessen, nichtmal mehr beieinander." Er stimmte mir auch da traurig zu...

Wir haben dann nach einer Bahnverbindung für ihn geschaut und ich holte danach etwas aus dem Bad für eine Verletzung, die er am Ellenbogen hatte.
Als ich wieder ins Wohnzimmer kam, stand er mitten drin und es lief "Astronaut".
Ich ignorierte es zuerst, obwohl es mich bis ins Innerste traf und verarztete seinen Ellenbogen.
Dann standen wir voreinander und ich dachte "scheiss drauf" und nahm ihn in den Arm.
Er drückte mich ganz fest an sich, sein Kopf auf meiner Schulter.
So standen wir eine Weile da, dann Stirn an Stirn, Nase an Nase und sahen uns in die Augen - und er gab mir einen Kuss auf die Stirn.
Wir hielten uns in den Armen, bis das Lied zuende war - danach küsste ich ihn auf die Stirn.

Wir saßen dann noch eine Weile auf dem Sofa, er kuschelte sich an mich - bis es Zeit war, dass er ging.
Ich brachte ihn zum Bahnhof, wir umarmten uns und verabschiedeten uns damit, dass wir uns sagten, dass wir das Treffen schön fanden.


Tja.
Ich habe das Gefühl, wir drehen uns um uns und kommen dennoch nicht wirklich weiter.
Aber ich bin irgendwie nichtmal besonders traurig darüber.
Ausserdem habe ich das Gefühl, dass er Annäherungsversuche von meiner Seite gerne annimmt und sich selber nicht so richtig traut, welche zu machen. Die erste Umarmung hat ihn, das habe ich gemerkt, ziemliche Überwindung gekostet, also, sich zu trauen...
Natürlich ist mir klar, dass jeder zu schnelle Schritt in seine Richtung wieder alles zum Zusammenbruch bringen könnte. Ein Kartenhaus...

Und er will mich nächste Woche wieder treffen.