Du sollst loslassen was dich behindert!
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Du sollst loslassen was dich behindert!
6. Grundlegende Einstellungen die du entwickeln musst!
von koc , 19.09.2010 23:15
6.1. Du sollst loslassen was dich behindert!
Helmut Kohl, in Spendenskandale verstrickter Ex-Bundeskanzler saß als einfacher Abgeordneter wieder im Bundestag. Hatte er das nötig?
Johannes Heesters stand mit 95 noch auf der Bühne, die allgegenwärtige Inge Meysel gab auch mit über 90 keine Ruhe, die 98-jährige Leni Riefenstahl taucht nicht nur tief in die Meere, sondern auch immer wieder auf Veranstaltungen auf...
Dergleichen Beispiele alternder Stars und Sternchen gibt es genug. Aber warum?
Nicht aufhören können. In unsere Bewunderung für die Ausdauer so mancher Prominenter mischt sich immer auch Spott und leichte Verachtung: Die finden kein Ende! Die haben es anscheinend nötig! So langsam wird’s aber echt peinlich! Wie kann man nur so an Macht, Ruhm und Applaus hängen daß man es nicht schafft, in Würde eine Karriere zu beenden und dem Erfolg nicht mehr hinterherzulaufen?
An Personen des öffentlichen Lebens erkennen wir sehr klar, wie bemitleidenswert es ist, wenn man nicht loslassen kann. Geht es aber um uns selbst, haben wir in dieser Hinsicht jedoch meistens einen blinden Fleck: Wir merken nicht, daß auch wir nicht selten so handeln wie die von uns Bemitleideten. Auch wir klammern uns an Projekte, Ziele und auch Beziehungen obwohl wir längst keine Freude mehr an ihnen haben und wir mit ihnen nur Verluste einfahren.
Wir ziehen nicht aus der überteuerten und lauten Wohnung aus. Wir wechseln nicht den Arbeitsplatz. Obwohl wir längst keine Freude mehr an der Tätigkeit empfinden und es auch keine Aufstiegschancen für uns gibt.
Und was noch schlimmer ist: Es fällt uns schwer, Menschen gehen zu lassen, die eine wichtige Rolle in unserem Leben gespielt haben. Wir klammern uns an Liebesbeziehungen, obwohl sich die Liebe längst verabschiedet hat. Wir lassen uns nicht scheiden, obwohl wir mit dem Partner an unserer Seite am Tag keine drei Worte mehr wechseln. Wir bekommen Angst, wenn unsere Kinder immer selbständiger werden und die Anzeichen dafür sprechen, daß wir bald in einem „leeren Nest" sitzen.
Wenn es dann darum ginge, einen Schnitt zu machen und Unbefriedigendes zu beenden, sind wir meist überraschend anspruchslos. Wir geben uns mit Mittelmaß oder weniger zufrieden, gehen lieber den bequemen aber langweiligen Weg, resignieren, statt zu kämpfen.
Einen Menschen oder ein Ziel rechtzeitig loszulassen, das erfordert oft eine Stärke, die wir nicht aufbringen können oder wollen.
Erkenntnisse wie „Das ist mir nicht genug!", „Ich hatte mir anderes erhofft!", „Ich bin einigermassen zufrieden, aber wirklich glücklich bin ich nicht" lassen wir erst gar nicht wirklich ins Bewusstsein eindringen. Auch Eingeständnisse wie „Ich kann nicht mehr!" oder „Ich habe mich in ... geirrt!" oder „Ich muß neu anfangen!" kommen den meisten von uns schwer über die Lippen.
Warum sind wir so zurückhaltend wo wir zu unserem eigenen Wohl konsequent handeln müssten? Warum tun wir nicht, was doch nur vernünftig wäre? Warum sind wir oft so gelähmt wenn es um wichtige Entscheidungen in unserem Leben geht? Warum nur fällt es uns so schwer, Altes loszulassen und Neues zu beginnen? Warum sind wir so anspruchslos und arrangieren uns mit Situationen und Menschen die uns nicht oder nicht mehr gut tun?
Es gibt verschiedene Antworten auf diese Fragen:
Zum einen zeigen wir oft ein starken Beharrungsvermögen wenn wir Angst vor Gesichtsverlust befürchten. „Jetzt haben ich diese Frau geheiratet. Wie stehe ich denn da, wenn diese Ehe nach zwei Jahren schon wieder zerbricht?"
Ebenfalls eine Rolle spielt die Überlegung: „Jetzt habe ich schon so viel Zeit und Energie in dieses Ziel oder Menschen investiert! Das alles ware verloren wenn ich mich trennen würde!"
Wenn wir zum Beispiel überlegen, den Arbeitsplatz zu wechseln kann es sich hemmend auswirken wenn wir nur an die Kosten, nicht aber an den Nutzen des Wechsels denken „Ich habe diese Abteilung aufgebaut. Meine Erfolge würde ein anderer einheimsen. Und ich müsste woanders wieder von vorne anfangen" Solche Gedanken ersticken Trennungsüberlegungen im Keim.
Neben diesen nachvollziehbaren und wahrscheinlich allen sehr vertrauten Gründen für Beharrlichkeit gibt es aber noch tiefere Ursachen dafür daß uns der Mut verlässt und uns die Stärke fehlt, einen Plan, ein Ziel oder einen Menschen ziehen zu lassen.
Trennen heisst meistens, Vertrautes loszulassen und sich auf etwas Neues einzulassen. Das macht uns Angst oder sogar Wut, erfüllt uns mit Gefühlen von Angst oder Unsicherheit. Um diese quälenden Gefühle zu vermeiden machen wir lieber weiter wie bisher.
Hoffen, wie ein Kleinkind, dass es andere - das Schicksal, die Familie, der Kollegen, die Firma - schon „irgendwie" richten werden. Irgendwann wird die Arbeit wieder Spaß machen, eines Tages wird die Frau sich wieder uns zuwenden, die Kinder werden ausziehen, aber und regelmässig besuchen.
Weil wir Angst vor dem Loslassen haben, entstehen Lebenslügen. Weil wir oft die unangenehmen Wahrheiten unseres Lebens nicht wahrhaben wollen „übersehen" wir sie einfach oder biegen sie uns so zurecht, daß sie erträglich werden. „Nein, meine Frau betrügt mich nicht. Sie muß so lange arbeiten". „Der Chef ist zufrieden mit mir. Das er mich nicht zu Besprechungen dazu holt hat nichts zu bedeuten!"
Wie kommen diese Lebenslügen zustande?
Unser Gehirn ist so konstruiert, daß es Schmerz unterdrücken kann, es bezahlt aber dafür mit verminderter Wahrnehmungsfähigkeit.
So entsteht ein blinder Fleck, eine Lücke in unserer Weltsicht. Angst, Unsicherheit und Schmerz zu unterdrücken kann unter Umständen hilfreich und sinnvoll sein. Wenn wir wirklich in Gefahr sind, sorgt dieser Mechanismus dafür, daß wir überleben können. Vor einer Operation macht er uns Mut, in Krisensituationen hält er uns aufrecht.
Geht es aber um notwendige Veränderungen, kann uns dieser blinde Fleck in die Irre führen. Zwar dämpft er auch hier vorübergehend die Angst und die Unruhe, doch gleichzeitig macht er und handlungsunfähig. Weil wir glauben wollen, daß alles in Ordnung ist oder wieder in Ordnung kommen wird, stehen wir konstruktiven Lösungen und wichtigen Entwicklungsschritten im Weg. Die Lebenslüge wirkt wie ein starkes Beruhigungsmittel - wie Alkohol oder Medikamente dämpft sie unsere Unruhe.
Doch wie bei anderen Beruhigungsmitteln auch besteht bei der Lebenslüge die Gefahr der Abhängigkeit. Wir werden abhängig von Vertrautem und Gewohntem und können uns das Neue nur als bedrohlich vorstellen..
Mit der Lebenslüge erkaufen wir uns eine nur momentane Entlastung: Der akute Entscheidungsdruck wird leichter wenn wir der Wahrheit nicht direkt ins Auge sehen.
Im Sich - selbst - Beruhigen sind die meisten von uns sehr begabt. Was auch verständlich ist angesichts unseres sogenannten modernen Lebens, da von Unwägbarkeiten und Unsicherheiten geprägt ist. Täglich bekommen wir bestätigt, daß wir uns auf nichts verlassen können: Unfähige, korrupte Politiker, Kollegen die arbeitslos werden, Freude die sich scheiden lassen.
Verläßliche Stabilität gibt es in keinem Lebensbereich mehr. Weil wir uns auf so wenig verlassen können wollen wir und wenigstens auf uns selbst und unser Umfeld verlassen können.
Weil wir irgendwann Treue versprochen haben halten wir an einem ungeliebten Menschen fest, weil wir uns für ein Ziel entschieden haben bleiben wir auch dann dabei, wenn es sich als falsch herausstellt. Wir wollen ja schließlich nicht als wankelmütig oder unzuverlässig dastehen. Die Angst, wir könnten es bereuen, wenn wir uns von einem Menschen oder Ziel lösen, läßt uns passiv bleiben.
Noch mehr Unsicherheit glauben wir nicht ertragen zu können. Und schließlich wollen wir nicht vom Regen in die Traufe kommen. Wer nichts tut, kann auch nichts falsch machen - nach diesem Motto kleben wir an einmal getroffenen Entscheidungen wie das Insekt am Fliegenfänger.
Meist ist die Angst vor der Reue aber unbegründet wie Forschungen vom Max-Planck-Institut Berlin gezeigt haben.
Danach bereuen die Menschen in der Rückschau nicht ihre Dummheiten und Fehler, sondern das, was sie nicht gemacht haben.
Verpaßte Chancen belasten unsere Psyche sehr viel mehr als die Folgen falscher Entscheidungen. Durch Passivität kann man Reue also nicht vermeiden, sonder schürt sie auf Dauer noch!
Verpasste Veränderungsmöglichkeiten sind also eine viel größere Lebenshypothek als eventuell falsch getroffene Entscheidungen. Seid gewarnt vor den Folgen eines „ungelebten Lebens"! Es ist psychisch und körperlich erschöpfend, wenn wir bewusst oder unbewusst ignorieren, daß etwas in unserem Leben falsch läuft.
Wenn wir nicht loslassen können leben wir wie unter einer Glasglocke. Es gibt keine Höhen und Tiefen, zu intensiven Gefühlen sind wir nicht fähig, wir fühlen uns unbeweglich und behindert wie der dick aufgeblasene Michelin-Mann.
Langfristig schadet das unserer Gesundheit. Schlaflosigkeit, Rückenschmerzen, Depressionen, Kopfschmerzen können ein Zeichen dafür sein, daß wir längst fällige Entscheidungen vor uns herschieben. Es ist ein anstrengendes und zugleich anspruchsloses Leben zu dem wir uns verdonnern wenn wir zu starr an einmal gefassten Plänen festhalten.
Das Festhalten an fragwürdigen Zielen beeinträchtigt auf jeden Fall unser Wohlbefinden. Abgesehen davon bleiben auch wichtige Ressourcen gebunden, wir fühlen uns nicht frei, Neues in Angriff zu nehmen. Wertvolle Zeit und Energie gehen unwiederbringlich verloren.
Mit unserer Nibelungentreue zu vertrauten Lebensumständen tun wir uns langfristig gesehen keinen Gefallen.
Im Gegenteil: Wenn wir die blinden Flecke in unserer Wahrnehmung nicht entfernen bringen wir uns selbst um die Möglichkeiten, unserem Leben neue, spannende Wendungen zu geben. Doch das genau ist der hemmende Punkt:
Wir ahnen zwar, daß Neues durchaus besser sein kann als Altes. Aber da wir nicht wissen wie das Neue genau aussieht, zögern wir. Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach sagen wir uns und bewegen uns nicht vom Fleck.
Doch wenn wir passiv an nicht mehr lohnenswerten Zielen oder unbefriedigenden Beziehungen festhalten bringen wir uns um die Chance, unserem Leben eine positive Wendung zu geben.
Manchmal beweist sich Stärke gerade darin, auf ein hoch gesetztes Lebensziel zu verzichten. Ich muß lernen, damit fertig zu werden, daß sich Lebenspläne nicht erfüllen, daß hoch gesetzte Ziele nicht in Erfüllung gehen, obwohl ich mich vielleicht sehr dafür angestrengt habe. Das zu Lernen ist mehr wert als das Kleben an den Wünschen, als das verbissene Kämpfen um jeden Preis. Statt meinen Partner um jeden Preis halten zu wollen wenn er gehen will, kann ich ihn gehen lassen.
„Wer loslässt, hat die Hände frei" lautet der kluge Titel eines Buches.
Ein schöner Gedanke: Die Hände frei zu haben für Neues, für das, was einem wichtig ist. Wir müssen drei große Dinge im Leben loslassen:
1. Den Zwang, erfolgreich zu sein.
2. Den Zwang, recht zu haben
3. Den Zwang, mächtig zu sein
Was müsst ihr loslassen um die Hände frei zu haben?
Nehmt euch Zeit um das zu beantworten.
Legt euch ein Blatt Papier zurecht und teilt es in vier Spalten.
In die erste schreibt ihr, was euch zum Thema „Loslassen" einfällt. Woran klebt ihr? Welche unbefriedigende Situation solltet ihr schon längst beenden?
In die zweite Spalte notiert ihr eure Vermutungen darüber, warum es euch so schwerfällt loszulassen. Habt ihr Angst? Wenn ja, wovor? Fürchtet ihr den Verlust? Welchen? Warum?
Die dritte Spalte nutzen wir für ein Experiment: Überlegt, welche Vorteile es für euch hätte, wenn ihr loslassen würdet. Wechselt vom Kostendenken zum Nutzendenken!
Nun spielen wir ein wenig. Tun wir mal so, als ob wir uns für die Alternative entschieden hätten. Was müssen wir konkret tun? Schreibt in die vierte Spalte was euch hierzu einfällt.
Der Trick dabei: Indem wir uns vorstellen was wir tun müssten, verlieren wir die Angst vor dem Neuen und nähern uns der besseren Alternative Schritt für Schritt an. Das neue Ziel erscheint nicht mehr so fremd, es verliert seinen Schrecken, wird handhabbarer, realistischer.
Was immer wir loslassen wollen - es ist kein leichter Weg.
Das Loslassen, die Trennung wird von uns immer auch als Verlust erlebt, wenn es gut geht aber als Verlust und als Gewinn. Das Gefühl des Verlustes müssen wir ertragen und bewältigen wenn wir etwas oder jemanden loslassen wollen. Wer den möglichen Verlust vermeiden will, kann sich nicht auf das Leben, kann sich nicht auf Beziehungen wirklich einlassen, dadurch verliert man an Lebensintensität, man verliert letztlich alles, man verliert Lebendigkeit!
Das lehrt uns auch die biblische Geschichte von Sodom und Gomorrha: Sie erzählt uns von Gottes Entscheidung, die Städte zu zerstören weil die Einwohner genusssüchtig und verschwenderisch geworden waren. Ein Einwohner aber lebte Gott zu Gefallen und deshalb sollte er gerettet werden.
Lot wurde aufgefordert, seine Habseligkeiten zu packen und mit seiner Familie die Stadt zu verlassen.
Einzige Bedingung: Niemand durfte zurückblicken. Als sie die Tore der Stadt erreichten, konnte es sich Lots Frau nicht verkneifen, einen Blick zurück auf die Stadt, Ihre Vergangenheit, zu werfen. Sie wollte nur noch einmal sehen, was sie zurückließ. Gottes Strafe folgte auf dem Fuß: Sie erstarrte zur Salzsäule!
Zwar wird uns Gottes Strafe kaum so direkt ereilen aber in gewisser Weise erstarren auch wir zur Salzsäule wenn wir nicht loslassen. Lasst euch gesagt sein: Das Leben ist weniger intensiv und weniger lebendig wenn wir an Vergangenem kleben und nichts Neues wagen! Anspruchsvolle Menschen wollen nicht auf ihre Lebendigkeit verzichten! Sie fürchten sich zwar auch vor schmerzlichen Verlustgefühlen, auch sie haben Angst vor dem Unbekannten, doch sie wissen, daß ihr Leben nur lebenswert bleibt, wenn es darin keinen Platz gibt für langweilige Routine, faule Kompromisse und lähmende Passivität!
von koc , 19.09.2010 23:15
6.1. Du sollst loslassen was dich behindert!
Helmut Kohl, in Spendenskandale verstrickter Ex-Bundeskanzler saß als einfacher Abgeordneter wieder im Bundestag. Hatte er das nötig?
Johannes Heesters stand mit 95 noch auf der Bühne, die allgegenwärtige Inge Meysel gab auch mit über 90 keine Ruhe, die 98-jährige Leni Riefenstahl taucht nicht nur tief in die Meere, sondern auch immer wieder auf Veranstaltungen auf...
Dergleichen Beispiele alternder Stars und Sternchen gibt es genug. Aber warum?
Nicht aufhören können. In unsere Bewunderung für die Ausdauer so mancher Prominenter mischt sich immer auch Spott und leichte Verachtung: Die finden kein Ende! Die haben es anscheinend nötig! So langsam wird’s aber echt peinlich! Wie kann man nur so an Macht, Ruhm und Applaus hängen daß man es nicht schafft, in Würde eine Karriere zu beenden und dem Erfolg nicht mehr hinterherzulaufen?
An Personen des öffentlichen Lebens erkennen wir sehr klar, wie bemitleidenswert es ist, wenn man nicht loslassen kann. Geht es aber um uns selbst, haben wir in dieser Hinsicht jedoch meistens einen blinden Fleck: Wir merken nicht, daß auch wir nicht selten so handeln wie die von uns Bemitleideten. Auch wir klammern uns an Projekte, Ziele und auch Beziehungen obwohl wir längst keine Freude mehr an ihnen haben und wir mit ihnen nur Verluste einfahren.
Wir ziehen nicht aus der überteuerten und lauten Wohnung aus. Wir wechseln nicht den Arbeitsplatz. Obwohl wir längst keine Freude mehr an der Tätigkeit empfinden und es auch keine Aufstiegschancen für uns gibt.
Und was noch schlimmer ist: Es fällt uns schwer, Menschen gehen zu lassen, die eine wichtige Rolle in unserem Leben gespielt haben. Wir klammern uns an Liebesbeziehungen, obwohl sich die Liebe längst verabschiedet hat. Wir lassen uns nicht scheiden, obwohl wir mit dem Partner an unserer Seite am Tag keine drei Worte mehr wechseln. Wir bekommen Angst, wenn unsere Kinder immer selbständiger werden und die Anzeichen dafür sprechen, daß wir bald in einem „leeren Nest" sitzen.
Wenn es dann darum ginge, einen Schnitt zu machen und Unbefriedigendes zu beenden, sind wir meist überraschend anspruchslos. Wir geben uns mit Mittelmaß oder weniger zufrieden, gehen lieber den bequemen aber langweiligen Weg, resignieren, statt zu kämpfen.
Einen Menschen oder ein Ziel rechtzeitig loszulassen, das erfordert oft eine Stärke, die wir nicht aufbringen können oder wollen.
Erkenntnisse wie „Das ist mir nicht genug!", „Ich hatte mir anderes erhofft!", „Ich bin einigermassen zufrieden, aber wirklich glücklich bin ich nicht" lassen wir erst gar nicht wirklich ins Bewusstsein eindringen. Auch Eingeständnisse wie „Ich kann nicht mehr!" oder „Ich habe mich in ... geirrt!" oder „Ich muß neu anfangen!" kommen den meisten von uns schwer über die Lippen.
Warum sind wir so zurückhaltend wo wir zu unserem eigenen Wohl konsequent handeln müssten? Warum tun wir nicht, was doch nur vernünftig wäre? Warum sind wir oft so gelähmt wenn es um wichtige Entscheidungen in unserem Leben geht? Warum nur fällt es uns so schwer, Altes loszulassen und Neues zu beginnen? Warum sind wir so anspruchslos und arrangieren uns mit Situationen und Menschen die uns nicht oder nicht mehr gut tun?
Es gibt verschiedene Antworten auf diese Fragen:
Zum einen zeigen wir oft ein starken Beharrungsvermögen wenn wir Angst vor Gesichtsverlust befürchten. „Jetzt haben ich diese Frau geheiratet. Wie stehe ich denn da, wenn diese Ehe nach zwei Jahren schon wieder zerbricht?"
Ebenfalls eine Rolle spielt die Überlegung: „Jetzt habe ich schon so viel Zeit und Energie in dieses Ziel oder Menschen investiert! Das alles ware verloren wenn ich mich trennen würde!"
Wenn wir zum Beispiel überlegen, den Arbeitsplatz zu wechseln kann es sich hemmend auswirken wenn wir nur an die Kosten, nicht aber an den Nutzen des Wechsels denken „Ich habe diese Abteilung aufgebaut. Meine Erfolge würde ein anderer einheimsen. Und ich müsste woanders wieder von vorne anfangen" Solche Gedanken ersticken Trennungsüberlegungen im Keim.
Neben diesen nachvollziehbaren und wahrscheinlich allen sehr vertrauten Gründen für Beharrlichkeit gibt es aber noch tiefere Ursachen dafür daß uns der Mut verlässt und uns die Stärke fehlt, einen Plan, ein Ziel oder einen Menschen ziehen zu lassen.
Trennen heisst meistens, Vertrautes loszulassen und sich auf etwas Neues einzulassen. Das macht uns Angst oder sogar Wut, erfüllt uns mit Gefühlen von Angst oder Unsicherheit. Um diese quälenden Gefühle zu vermeiden machen wir lieber weiter wie bisher.
Hoffen, wie ein Kleinkind, dass es andere - das Schicksal, die Familie, der Kollegen, die Firma - schon „irgendwie" richten werden. Irgendwann wird die Arbeit wieder Spaß machen, eines Tages wird die Frau sich wieder uns zuwenden, die Kinder werden ausziehen, aber und regelmässig besuchen.
Weil wir Angst vor dem Loslassen haben, entstehen Lebenslügen. Weil wir oft die unangenehmen Wahrheiten unseres Lebens nicht wahrhaben wollen „übersehen" wir sie einfach oder biegen sie uns so zurecht, daß sie erträglich werden. „Nein, meine Frau betrügt mich nicht. Sie muß so lange arbeiten". „Der Chef ist zufrieden mit mir. Das er mich nicht zu Besprechungen dazu holt hat nichts zu bedeuten!"
Wie kommen diese Lebenslügen zustande?
Unser Gehirn ist so konstruiert, daß es Schmerz unterdrücken kann, es bezahlt aber dafür mit verminderter Wahrnehmungsfähigkeit.
So entsteht ein blinder Fleck, eine Lücke in unserer Weltsicht. Angst, Unsicherheit und Schmerz zu unterdrücken kann unter Umständen hilfreich und sinnvoll sein. Wenn wir wirklich in Gefahr sind, sorgt dieser Mechanismus dafür, daß wir überleben können. Vor einer Operation macht er uns Mut, in Krisensituationen hält er uns aufrecht.
Geht es aber um notwendige Veränderungen, kann uns dieser blinde Fleck in die Irre führen. Zwar dämpft er auch hier vorübergehend die Angst und die Unruhe, doch gleichzeitig macht er und handlungsunfähig. Weil wir glauben wollen, daß alles in Ordnung ist oder wieder in Ordnung kommen wird, stehen wir konstruktiven Lösungen und wichtigen Entwicklungsschritten im Weg. Die Lebenslüge wirkt wie ein starkes Beruhigungsmittel - wie Alkohol oder Medikamente dämpft sie unsere Unruhe.
Doch wie bei anderen Beruhigungsmitteln auch besteht bei der Lebenslüge die Gefahr der Abhängigkeit. Wir werden abhängig von Vertrautem und Gewohntem und können uns das Neue nur als bedrohlich vorstellen..
Mit der Lebenslüge erkaufen wir uns eine nur momentane Entlastung: Der akute Entscheidungsdruck wird leichter wenn wir der Wahrheit nicht direkt ins Auge sehen.
Im Sich - selbst - Beruhigen sind die meisten von uns sehr begabt. Was auch verständlich ist angesichts unseres sogenannten modernen Lebens, da von Unwägbarkeiten und Unsicherheiten geprägt ist. Täglich bekommen wir bestätigt, daß wir uns auf nichts verlassen können: Unfähige, korrupte Politiker, Kollegen die arbeitslos werden, Freude die sich scheiden lassen.
Verläßliche Stabilität gibt es in keinem Lebensbereich mehr. Weil wir uns auf so wenig verlassen können wollen wir und wenigstens auf uns selbst und unser Umfeld verlassen können.
Weil wir irgendwann Treue versprochen haben halten wir an einem ungeliebten Menschen fest, weil wir uns für ein Ziel entschieden haben bleiben wir auch dann dabei, wenn es sich als falsch herausstellt. Wir wollen ja schließlich nicht als wankelmütig oder unzuverlässig dastehen. Die Angst, wir könnten es bereuen, wenn wir uns von einem Menschen oder Ziel lösen, läßt uns passiv bleiben.
Noch mehr Unsicherheit glauben wir nicht ertragen zu können. Und schließlich wollen wir nicht vom Regen in die Traufe kommen. Wer nichts tut, kann auch nichts falsch machen - nach diesem Motto kleben wir an einmal getroffenen Entscheidungen wie das Insekt am Fliegenfänger.
Meist ist die Angst vor der Reue aber unbegründet wie Forschungen vom Max-Planck-Institut Berlin gezeigt haben.
Danach bereuen die Menschen in der Rückschau nicht ihre Dummheiten und Fehler, sondern das, was sie nicht gemacht haben.
Verpaßte Chancen belasten unsere Psyche sehr viel mehr als die Folgen falscher Entscheidungen. Durch Passivität kann man Reue also nicht vermeiden, sonder schürt sie auf Dauer noch!
Verpasste Veränderungsmöglichkeiten sind also eine viel größere Lebenshypothek als eventuell falsch getroffene Entscheidungen. Seid gewarnt vor den Folgen eines „ungelebten Lebens"! Es ist psychisch und körperlich erschöpfend, wenn wir bewusst oder unbewusst ignorieren, daß etwas in unserem Leben falsch läuft.
Wenn wir nicht loslassen können leben wir wie unter einer Glasglocke. Es gibt keine Höhen und Tiefen, zu intensiven Gefühlen sind wir nicht fähig, wir fühlen uns unbeweglich und behindert wie der dick aufgeblasene Michelin-Mann.
Langfristig schadet das unserer Gesundheit. Schlaflosigkeit, Rückenschmerzen, Depressionen, Kopfschmerzen können ein Zeichen dafür sein, daß wir längst fällige Entscheidungen vor uns herschieben. Es ist ein anstrengendes und zugleich anspruchsloses Leben zu dem wir uns verdonnern wenn wir zu starr an einmal gefassten Plänen festhalten.
Das Festhalten an fragwürdigen Zielen beeinträchtigt auf jeden Fall unser Wohlbefinden. Abgesehen davon bleiben auch wichtige Ressourcen gebunden, wir fühlen uns nicht frei, Neues in Angriff zu nehmen. Wertvolle Zeit und Energie gehen unwiederbringlich verloren.
Mit unserer Nibelungentreue zu vertrauten Lebensumständen tun wir uns langfristig gesehen keinen Gefallen.
Im Gegenteil: Wenn wir die blinden Flecke in unserer Wahrnehmung nicht entfernen bringen wir uns selbst um die Möglichkeiten, unserem Leben neue, spannende Wendungen zu geben. Doch das genau ist der hemmende Punkt:
Wir ahnen zwar, daß Neues durchaus besser sein kann als Altes. Aber da wir nicht wissen wie das Neue genau aussieht, zögern wir. Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach sagen wir uns und bewegen uns nicht vom Fleck.
Doch wenn wir passiv an nicht mehr lohnenswerten Zielen oder unbefriedigenden Beziehungen festhalten bringen wir uns um die Chance, unserem Leben eine positive Wendung zu geben.
Manchmal beweist sich Stärke gerade darin, auf ein hoch gesetztes Lebensziel zu verzichten. Ich muß lernen, damit fertig zu werden, daß sich Lebenspläne nicht erfüllen, daß hoch gesetzte Ziele nicht in Erfüllung gehen, obwohl ich mich vielleicht sehr dafür angestrengt habe. Das zu Lernen ist mehr wert als das Kleben an den Wünschen, als das verbissene Kämpfen um jeden Preis. Statt meinen Partner um jeden Preis halten zu wollen wenn er gehen will, kann ich ihn gehen lassen.
„Wer loslässt, hat die Hände frei" lautet der kluge Titel eines Buches.
Ein schöner Gedanke: Die Hände frei zu haben für Neues, für das, was einem wichtig ist. Wir müssen drei große Dinge im Leben loslassen:
1. Den Zwang, erfolgreich zu sein.
2. Den Zwang, recht zu haben
3. Den Zwang, mächtig zu sein
Was müsst ihr loslassen um die Hände frei zu haben?
Nehmt euch Zeit um das zu beantworten.
Legt euch ein Blatt Papier zurecht und teilt es in vier Spalten.
In die erste schreibt ihr, was euch zum Thema „Loslassen" einfällt. Woran klebt ihr? Welche unbefriedigende Situation solltet ihr schon längst beenden?
In die zweite Spalte notiert ihr eure Vermutungen darüber, warum es euch so schwerfällt loszulassen. Habt ihr Angst? Wenn ja, wovor? Fürchtet ihr den Verlust? Welchen? Warum?
Die dritte Spalte nutzen wir für ein Experiment: Überlegt, welche Vorteile es für euch hätte, wenn ihr loslassen würdet. Wechselt vom Kostendenken zum Nutzendenken!
Nun spielen wir ein wenig. Tun wir mal so, als ob wir uns für die Alternative entschieden hätten. Was müssen wir konkret tun? Schreibt in die vierte Spalte was euch hierzu einfällt.
Der Trick dabei: Indem wir uns vorstellen was wir tun müssten, verlieren wir die Angst vor dem Neuen und nähern uns der besseren Alternative Schritt für Schritt an. Das neue Ziel erscheint nicht mehr so fremd, es verliert seinen Schrecken, wird handhabbarer, realistischer.
Was immer wir loslassen wollen - es ist kein leichter Weg.
Das Loslassen, die Trennung wird von uns immer auch als Verlust erlebt, wenn es gut geht aber als Verlust und als Gewinn. Das Gefühl des Verlustes müssen wir ertragen und bewältigen wenn wir etwas oder jemanden loslassen wollen. Wer den möglichen Verlust vermeiden will, kann sich nicht auf das Leben, kann sich nicht auf Beziehungen wirklich einlassen, dadurch verliert man an Lebensintensität, man verliert letztlich alles, man verliert Lebendigkeit!
Das lehrt uns auch die biblische Geschichte von Sodom und Gomorrha: Sie erzählt uns von Gottes Entscheidung, die Städte zu zerstören weil die Einwohner genusssüchtig und verschwenderisch geworden waren. Ein Einwohner aber lebte Gott zu Gefallen und deshalb sollte er gerettet werden.
Lot wurde aufgefordert, seine Habseligkeiten zu packen und mit seiner Familie die Stadt zu verlassen.
Einzige Bedingung: Niemand durfte zurückblicken. Als sie die Tore der Stadt erreichten, konnte es sich Lots Frau nicht verkneifen, einen Blick zurück auf die Stadt, Ihre Vergangenheit, zu werfen. Sie wollte nur noch einmal sehen, was sie zurückließ. Gottes Strafe folgte auf dem Fuß: Sie erstarrte zur Salzsäule!
Zwar wird uns Gottes Strafe kaum so direkt ereilen aber in gewisser Weise erstarren auch wir zur Salzsäule wenn wir nicht loslassen. Lasst euch gesagt sein: Das Leben ist weniger intensiv und weniger lebendig wenn wir an Vergangenem kleben und nichts Neues wagen! Anspruchsvolle Menschen wollen nicht auf ihre Lebendigkeit verzichten! Sie fürchten sich zwar auch vor schmerzlichen Verlustgefühlen, auch sie haben Angst vor dem Unbekannten, doch sie wissen, daß ihr Leben nur lebenswert bleibt, wenn es darin keinen Platz gibt für langweilige Routine, faule Kompromisse und lähmende Passivität!
koc- Anzahl der Beiträge : 3273
Alter : 55
Anmeldedatum : 12.10.09
Re: Du sollst loslassen was dich behindert!
danke für diesen thread...finde ich sehr interessant...und konnte mich darin auch wieder finden!!!
lg lucretia
lg lucretia
lucretia- Anzahl der Beiträge : 1629
Alter : 54
Anmeldedatum : 09.04.10
Loslassen
[quote="koc"]6. Grundlegende Einstellungen die du entwickeln musst!
von koc , 19.09.2010 23:15
6.1. Du sollst loslassen was dich behindert!
Helmut Kohl, in Spendenskandale verstrickter Ex-Bundeskanzler saß als einfacher Abgeordneter wieder im Bundestag. Hatte er das nötig?
Johannes Heesters stand mit 95 noch auf der Bühne, die allgegenwärtige Inge Meysel gab auch mit über 90 keine Ruhe, die 98-jährige Leni Riefenstahl taucht nicht nur tief in die Meere, sondern auch immer wieder auf Veranstaltungen auf...
Dergleichen Beispiele alternder Stars und Sternchen gibt es genug. Aber warum?
Nicht aufhören können. In unsere Bewunderung für die Ausdauer so mancher Prominenter mischt sich immer auch Spott und leichte Verachtung: Die finden kein Ende! Die haben es anscheinend nötig! So langsam wird’s aber echt peinlich! Wie kann man nur so an Macht, Ruhm und Applaus hängen daß man es nicht schafft, in Würde eine Karriere zu beenden und dem Erfolg nicht mehr hinterherzulaufen?
An Personen des öffentlichen Lebens erkennen wir sehr klar, wie bemitleidenswert es ist, wenn man nicht loslassen kann. Geht es aber um uns selbst, haben wir in dieser Hinsicht jedoch meistens einen blinden Fleck: Wir merken nicht, daß auch wir nicht selten so handeln wie die von uns Bemitleideten. Auch wir klammern uns an Projekte, Ziele und auch Beziehungen obwohl wir längst keine Freude mehr an ihnen haben und wir mit ihnen nur Verluste einfahren.
Wir ziehen nicht aus der überteuerten und lauten Wohnung aus. Wir wechseln nicht den Arbeitsplatz. Obwohl wir längst keine Freude mehr an der Tätigkeit empfinden und es auch keine Aufstiegschancen für uns gibt.
Und was noch schlimmer ist: Es fällt uns schwer, Menschen gehen zu lassen, die eine wichtige Rolle in unserem Leben gespielt haben. Wir klammern uns an Liebesbeziehungen, obwohl sich die Liebe längst verabschiedet hat. Wir lassen uns nicht scheiden, obwohl wir mit dem Partner an unserer Seite am Tag keine drei Worte mehr wechseln. Wir bekommen Angst, wenn unsere Kinder immer selbständiger werden und die Anzeichen dafür sprechen, daß wir bald in einem „leeren Nest" sitzen.
Wenn es dann darum ginge, einen Schnitt zu machen und Unbefriedigendes zu beenden, sind wir meist überraschend anspruchslos. Wir geben uns mit Mittelmaß oder weniger zufrieden, gehen lieber den bequemen aber langweiligen Weg, resignieren, statt zu kämpfen.
Einen Menschen oder ein Ziel rechtzeitig loszulassen, das erfordert oft eine Stärke, die wir nicht aufbringen können oder wollen.
Erkenntnisse wie „Das ist mir nicht genug!", „Ich hatte mir anderes erhofft!", „Ich bin einigermassen zufrieden, aber wirklich glücklich bin ich nicht" lassen wir erst gar nicht wirklich ins Bewusstsein eindringen. Auch Eingeständnisse wie „Ich kann nicht mehr!" oder „Ich habe mich in ... geirrt!" oder „Ich muß neu anfangen!" kommen den meisten von uns schwer über die Lippen.
Warum sind wir so zurückhaltend wo wir zu unserem eigenen Wohl konsequent handeln müssten? Warum tun wir nicht, was doch nur vernünftig wäre? Warum sind wir oft so gelähmt wenn es um wichtige Entscheidungen in unserem Leben geht? Warum nur fällt es uns so schwer, Altes loszulassen und Neues zu beginnen? Warum sind wir so anspruchslos und arrangieren uns mit Situationen und Menschen die uns nicht oder nicht mehr gut tun?
Es gibt verschiedene Antworten auf diese Fragen:
Zum einen zeigen wir oft ein starken Beharrungsvermögen wenn wir Angst vor Gesichtsverlust befürchten. „Jetzt haben ich diese Frau geheiratet. Wie stehe ich denn da, wenn diese Ehe nach zwei Jahren schon wieder zerbricht?"
Ebenfalls eine Rolle spielt die Überlegung: „Jetzt habe ich schon so viel Zeit und Energie in dieses Ziel oder Menschen investiert! Das alles ware verloren wenn ich mich trennen würde!"
Wenn wir zum Beispiel überlegen, den Arbeitsplatz zu wechseln kann es sich hemmend auswirken wenn wir nur an die Kosten, nicht aber an den Nutzen des Wechsels denken „Ich habe diese Abteilung aufgebaut. Meine Erfolge würde ein anderer einheimsen. Und ich müsste woanders wieder von vorne anfangen" Solche Gedanken ersticken Trennungsüberlegungen im Keim.
Neben diesen nachvollziehbaren und wahrscheinlich allen sehr vertrauten Gründen für Beharrlichkeit gibt es aber noch tiefere Ursachen dafür daß uns der Mut verlässt und uns die Stärke fehlt, einen Plan, ein Ziel oder einen Menschen ziehen zu lassen.
Trennen heisst meistens, Vertrautes loszulassen und sich auf etwas Neues einzulassen. Das macht uns Angst oder sogar Wut, erfüllt uns mit Gefühlen von Angst oder Unsicherheit. Um diese quälenden Gefühle zu vermeiden machen wir lieber weiter wie bisher.
Hoffen, wie ein Kleinkind, dass es andere - das Schicksal, die Familie, der Kollegen, die Firma - schon „irgendwie" richten werden. Irgendwann wird die Arbeit wieder Spaß machen, eines Tages wird die Frau sich wieder uns zuwenden, die Kinder werden ausziehen, aber und regelmässig besuchen.
Weil wir Angst vor dem Loslassen haben, entstehen Lebenslügen. Weil wir oft die unangenehmen Wahrheiten unseres Lebens nicht wahrhaben wollen „übersehen" wir sie einfach oder biegen sie uns so zurecht, daß sie erträglich werden. „Nein, meine Frau betrügt mich nicht. Sie muß so lange arbeiten". „Der Chef ist zufrieden mit mir. Das er mich nicht zu Besprechungen dazu holt hat nichts zu bedeuten!"
Wie kommen diese Lebenslügen zustande?
Unser Gehirn ist so konstruiert, daß es Schmerz unterdrücken kann, es bezahlt aber dafür mit verminderter Wahrnehmungsfähigkeit.
So entsteht ein blinder Fleck, eine Lücke in unserer Weltsicht. Angst, Unsicherheit und Schmerz zu unterdrücken kann unter Umständen hilfreich und sinnvoll sein. Wenn wir wirklich in Gefahr sind, sorgt dieser Mechanismus dafür, daß wir überleben können. Vor einer Operation macht er uns Mut, in Krisensituationen hält er uns aufrecht.
Geht es aber um notwendige Veränderungen, kann uns dieser blinde Fleck in die Irre führen. Zwar dämpft er auch hier vorübergehend die Angst und die Unruhe, doch gleichzeitig macht er und handlungsunfähig. Weil wir glauben wollen, daß alles in Ordnung ist oder wieder in Ordnung kommen wird, stehen wir konstruktiven Lösungen und wichtigen Entwicklungsschritten im Weg. Die Lebenslüge wirkt wie ein starkes Beruhigungsmittel - wie Alkohol oder Medikamente dämpft sie unsere Unruhe.
Doch wie bei anderen Beruhigungsmitteln auch besteht bei der Lebenslüge die Gefahr der Abhängigkeit. Wir werden abhängig von Vertrautem und Gewohntem und können uns das Neue nur als bedrohlich vorstellen..
Mit der Lebenslüge erkaufen wir uns eine nur momentane Entlastung: Der akute Entscheidungsdruck wird leichter wenn wir der Wahrheit nicht direkt ins Auge sehen.
Im Sich - selbst - Beruhigen sind die meisten von uns sehr begabt. Was auch verständlich ist angesichts unseres sogenannten modernen Lebens, da von Unwägbarkeiten und Unsicherheiten geprägt ist. Täglich bekommen wir bestätigt, daß wir uns auf nichts verlassen können: Unfähige, korrupte Politiker, Kollegen die arbeitslos werden, Freude die sich scheiden lassen.
Verläßliche Stabilität gibt es in keinem Lebensbereich mehr. Weil wir uns auf so wenig verlassen können wollen wir und wenigstens auf uns selbst und unser Umfeld verlassen können.
Weil wir irgendwann Treue versprochen haben halten wir an einem ungeliebten Menschen fest, weil wir uns für ein Ziel entschieden haben bleiben wir auch dann dabei, wenn es sich als falsch herausstellt. Wir wollen ja schließlich nicht als wankelmütig oder unzuverlässig dastehen. Die Angst, wir könnten es bereuen, wenn wir uns von einem Menschen oder Ziel lösen, läßt uns passiv bleiben.
Noch mehr Unsicherheit glauben wir nicht ertragen zu können. Und schließlich wollen wir nicht vom Regen in die Traufe kommen. Wer nichts tut, kann auch nichts falsch machen - nach diesem Motto kleben wir an einmal getroffenen Entscheidungen wie das Insekt am Fliegenfänger.
Meist ist die Angst vor der Reue aber unbegründet wie Forschungen vom Max-Planck-Institut Berlin gezeigt haben.
Danach bereuen die Menschen in der Rückschau nicht ihre Dummheiten und Fehler, sondern das, was sie nicht gemacht haben.
Verpaßte Chancen belasten unsere Psyche sehr viel mehr als die Folgen falscher Entscheidungen. Durch Passivität kann man Reue also nicht vermeiden, sonder schürt sie auf Dauer noch!
Verpasste Veränderungsmöglichkeiten sind also eine viel größere Lebenshypothek als eventuell falsch getroffene Entscheidungen. Seid gewarnt vor den Folgen eines „ungelebten Lebens"! Es ist psychisch und körperlich erschöpfend, wenn wir bewusst oder unbewusst ignorieren, daß etwas in unserem Leben falsch läuft.
Wenn wir nicht loslassen können leben wir wie unter einer Glasglocke. Es gibt keine Höhen und Tiefen, zu intensiven Gefühlen sind wir nicht fähig, wir fühlen uns unbeweglich und behindert wie der dick aufgeblasene Michelin-Mann.
Langfristig schadet das unserer Gesundheit. Schlaflosigkeit, Rückenschmerzen, Depressionen, Kopfschmerzen können ein Zeichen dafür sein, daß wir längst fällige Entscheidungen vor uns herschieben. Es ist ein anstrengendes und zugleich anspruchsloses Leben zu dem wir uns verdonnern wenn wir zu starr an einmal gefassten Plänen festhalten.
Das Festhalten an fragwürdigen Zielen beeinträchtigt auf jeden Fall unser Wohlbefinden. Abgesehen davon bleiben auch wichtige Ressourcen gebunden, wir fühlen uns nicht frei, Neues in Angriff zu nehmen. Wertvolle Zeit und Energie gehen unwiederbringlich verloren.
Mit unserer Nibelungentreue zu vertrauten Lebensumständen tun wir uns langfristig gesehen keinen Gefallen.
Im Gegenteil: Wenn wir die blinden Flecke in unserer Wahrnehmung nicht entfernen bringen wir uns selbst um die Möglichkeiten, unserem Leben neue, spannende Wendungen zu geben. Doch das genau ist der hemmende Punkt:
Wir ahnen zwar, daß Neues durchaus besser sein kann als Altes. Aber da wir nicht wissen wie das Neue genau aussieht, zögern wir. Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach sagen wir uns und bewegen uns nicht vom Fleck.
Doch wenn wir passiv an nicht mehr lohnenswerten Zielen oder unbefriedigenden Beziehungen festhalten bringen wir uns um die Chance, unserem Leben eine positive Wendung zu geben.
Manchmal beweist sich Stärke gerade darin, auf ein hoch gesetztes Lebensziel zu verzichten. Ich muß lernen, damit fertig zu werden, daß sich Lebenspläne nicht erfüllen, daß hoch gesetzte Ziele nicht in Erfüllung gehen, obwohl ich mich vielleicht sehr dafür angestrengt habe. Das zu Lernen ist mehr wert als das Kleben an den Wünschen, als das verbissene Kämpfen um jeden Preis. Statt meinen Partner um jeden Preis halten zu wollen wenn er gehen will, kann ich ihn gehen lassen.
„Wer loslässt, hat die Hände frei" lautet der kluge Titel eines Buches.
Ein schöner Gedanke: Die Hände frei zu haben für Neues, für das, was einem wichtig ist. Wir müssen drei große Dinge im Leben loslassen:
1. Den Zwang, erfolgreich zu sein.
2. Den Zwang, recht zu haben
3. Den Zwang, mächtig zu sein
Was müsst ihr loslassen um die Hände frei zu haben?
Nehmt euch Zeit um das zu beantworten.
Legt euch ein Blatt Papier zurecht und teilt es in vier Spalten.
In die erste schreibt ihr, was euch zum Thema „Loslassen" einfällt. Woran klebt ihr? Welche unbefriedigende Situation solltet ihr schon längst beenden?
In die zweite Spalte notiert ihr eure Vermutungen darüber, warum es euch so schwerfällt loszulassen. Habt ihr Angst? Wenn ja, wovor? Fürchtet ihr den Verlust? Welchen? Warum?
Die dritte Spalte nutzen wir für ein Experiment: Überlegt, welche Vorteile es für euch hätte, wenn ihr loslassen würdet. Wechselt vom Kostendenken zum Nutzendenken!
Nun spielen wir ein wenig. Tun wir mal so, als ob wir uns für die Alternative entschieden hätten. Was müssen wir konkret tun? Schreibt in die vierte Spalte was euch hierzu einfällt.
Der Trick dabei: Indem wir uns vorstellen was wir tun müssten, verlieren wir die Angst vor dem Neuen und nähern uns der besseren Alternative Schritt für Schritt an. Das neue Ziel erscheint nicht mehr so fremd, es verliert seinen Schrecken, wird handhabbarer, realistischer.
Was immer wir loslassen wollen - es ist kein leichter Weg.
Das Loslassen, die Trennung wird von uns immer auch als Verlust erlebt, wenn es gut geht aber als Verlust und als Gewinn. Das Gefühl des Verlustes müssen wir ertragen und bewältigen wenn wir etwas oder jemanden loslassen wollen. Wer den möglichen Verlust vermeiden will, kann sich nicht auf das Leben, kann sich nicht auf Beziehungen wirklich einlassen, dadurch verliert man an Lebensintensität, man verliert letztlich alles, man verliert Lebendigkeit!
Das lehrt uns auch die biblische Geschichte von Sodom und Gomorrha: Sie erzählt uns von Gottes Entscheidung, die Städte zu zerstören weil die Einwohner genusssüchtig und verschwenderisch geworden waren. Ein Einwohner aber lebte Gott zu Gefallen und deshalb sollte er gerettet werden.
Lot wurde aufgefordert, seine Habseligkeiten zu packen und mit seiner Familie die Stadt zu verlassen.
Einzige Bedingung: Niemand durfte zurückblicken. Als sie die Tore der Stadt erreichten, konnte es sich Lots Frau nicht verkneifen, einen Blick zurück auf die Stadt, Ihre Vergangenheit, zu werfen. Sie wollte nur noch einmal sehen, was sie zurückließ. Gottes Strafe folgte auf dem Fuß: Sie erstarrte zur Salzsäule!
Zwar wird uns Gottes Strafe kaum so direkt ereilen aber in gewisser Weise erstarren auch wir zur Salzsäule wenn wir nicht loslassen. Lasst euch gesagt sein: Das Leben ist weniger intensiv und weniger lebendig wenn wir an Vergangenem kleben und nichts Neues wagen! Anspruchsvolle Menschen wollen nicht auf ihre Lebendigkeit verzichten! Sie fürchten sich zwar auch vor schmerzlichen Verlustgefühlen, auch sie haben Angst vor dem Unbekannten, doch sie wissen, daß ihr Leben nur lebenswert bleibt, wenn es darin keinen Platz gibt für langweilige Routine, faule Kompromisse und lähmende Passivität!
Hallo Koc, woher nimmst Du nur all diese Weisheiten? es ist wircklich wahr was Du schreibst!
Ich habe es auch schon oft gelesen und ich habe schon Übungen dafür gemacht! Loslassen Übung: Setze Dich auf einen ruhigen Platz, schließe die Augen und stelle Dir bildlich vor wie Du Du die Person oder Sache an der Du festhälst loslässt, breite Deine Arme aus und öffne die Hände und lasse los!! Du kannst Dir auch vorstellen, wie die Person die Du loslässt weggeht, einen Weg entlang, weg von Dir... Dann muss man meistens weinen - und dann versuche Dich selbst zu spüren, Deine Stärke, Deine Zukunftspläne, und Deinen Frieden!!!!! Mit dieser Visualisierung kann es besser gehen mit dem Loslassen!
Nur noch nie ist mir das Loslassen so schwer gefallen wie jetzt in meiner Trennungssituation!!! Es ist ganuso wie Koc es beschreibt, ich halte an so vielem fest was mir vertraut ist und mir Sicherheit gegeben hat!!! Nun muss ich die Sicherheit selber wieder bei mir finden und das ist anstrengend!! Keiner ist da der sich um mich sorgt! Und das schlimme Koc...genau das was Du schreibst hat mein Mann gesagt und deshalb ist er weg...er hat sich nicht mehr lebendig gefühlt und sich nicht mehr gespürt und wollte wieder leben....aber ich denke immer das hätte er auch mit gekonnt, hätte er sich geöffnet.... ich glaube er hat eine Krise und denkt wenn er die andere nimmt dann lebt er wieder auf und alles ist gut!
Ich liebe ihn noch sehr und würde mir wünschen, dass er feststellt, dass ihn die andere auch nur kurzfristig weiterbringt und sein Platz bei seiner Familie ist! Ich habe ihn schon gehen lassen, ich habe ihn auch losgelassen und alles, aber manchmal werde ich rückfällig und gönne nicht der anderen mit ihm zusammen zu sein - weil es mit ihm so lustig ist und Spaß macht, und dann schaue ich zurück und fange an zu klammern..auch weil ich nicht weiß ob ich in meinem zuhause bleiben kann oder ausziehen muss und ob ich umziehen soll oder da bleiben kann wo ich bin.... warum kriegt Claudia Effenberg Ihren Stefan wieder und Lilly Ihren Boris (die waren auch mal getrennt und er hatte Sandy MW) und ich meinen nicht? Oder muss ich noch länger kämpfen und loslassen und leiden? Erst wenn man losgelassen hat, können sich die Dinge entwickeln - das weiß ich! Aber es ist hart, so wie Du sagst....letzte Woche sagte er: die erste Euphorie mit ihr ist schon verflogen! Ist das ein Hoffnungsshimmer? Vielleicht muss er diesen Quatsch erleben um ihn beenden zu können...er sagt auch, wenn es ihm ums finanzielle ginge würde er versuchen das Rad zurückzudrehen, und sie wäre seine Seelenverwandte!!!
ich kann auch keinen neuen Freund akzeptieren immer stört mich etwas an der Art, weil der nicht so ist wie main Mann! Vielelicht wäre der ander viel netter zu mir, viel kuschliger und fürsorglicher - aber ich finde alles nur blöd!!! Also habe ich wohl doch nicht ganz losgelassen!!
Und ich muss was beichten, immer wieder verabreden mein losgelassener Ehemann und ich uns zu -naja der schönsten Nebensache eben! Aber ich glaube das hat überhaupt nichts zu bedeuten außer dass es den extremen Erlebnisdrang meines Mannes wiederspiegelt... Er will Leben und erleben und frei sein, das muss ich wohl akzeptieren!!!!
von koc , 19.09.2010 23:15
6.1. Du sollst loslassen was dich behindert!
Helmut Kohl, in Spendenskandale verstrickter Ex-Bundeskanzler saß als einfacher Abgeordneter wieder im Bundestag. Hatte er das nötig?
Johannes Heesters stand mit 95 noch auf der Bühne, die allgegenwärtige Inge Meysel gab auch mit über 90 keine Ruhe, die 98-jährige Leni Riefenstahl taucht nicht nur tief in die Meere, sondern auch immer wieder auf Veranstaltungen auf...
Dergleichen Beispiele alternder Stars und Sternchen gibt es genug. Aber warum?
Nicht aufhören können. In unsere Bewunderung für die Ausdauer so mancher Prominenter mischt sich immer auch Spott und leichte Verachtung: Die finden kein Ende! Die haben es anscheinend nötig! So langsam wird’s aber echt peinlich! Wie kann man nur so an Macht, Ruhm und Applaus hängen daß man es nicht schafft, in Würde eine Karriere zu beenden und dem Erfolg nicht mehr hinterherzulaufen?
An Personen des öffentlichen Lebens erkennen wir sehr klar, wie bemitleidenswert es ist, wenn man nicht loslassen kann. Geht es aber um uns selbst, haben wir in dieser Hinsicht jedoch meistens einen blinden Fleck: Wir merken nicht, daß auch wir nicht selten so handeln wie die von uns Bemitleideten. Auch wir klammern uns an Projekte, Ziele und auch Beziehungen obwohl wir längst keine Freude mehr an ihnen haben und wir mit ihnen nur Verluste einfahren.
Wir ziehen nicht aus der überteuerten und lauten Wohnung aus. Wir wechseln nicht den Arbeitsplatz. Obwohl wir längst keine Freude mehr an der Tätigkeit empfinden und es auch keine Aufstiegschancen für uns gibt.
Und was noch schlimmer ist: Es fällt uns schwer, Menschen gehen zu lassen, die eine wichtige Rolle in unserem Leben gespielt haben. Wir klammern uns an Liebesbeziehungen, obwohl sich die Liebe längst verabschiedet hat. Wir lassen uns nicht scheiden, obwohl wir mit dem Partner an unserer Seite am Tag keine drei Worte mehr wechseln. Wir bekommen Angst, wenn unsere Kinder immer selbständiger werden und die Anzeichen dafür sprechen, daß wir bald in einem „leeren Nest" sitzen.
Wenn es dann darum ginge, einen Schnitt zu machen und Unbefriedigendes zu beenden, sind wir meist überraschend anspruchslos. Wir geben uns mit Mittelmaß oder weniger zufrieden, gehen lieber den bequemen aber langweiligen Weg, resignieren, statt zu kämpfen.
Einen Menschen oder ein Ziel rechtzeitig loszulassen, das erfordert oft eine Stärke, die wir nicht aufbringen können oder wollen.
Erkenntnisse wie „Das ist mir nicht genug!", „Ich hatte mir anderes erhofft!", „Ich bin einigermassen zufrieden, aber wirklich glücklich bin ich nicht" lassen wir erst gar nicht wirklich ins Bewusstsein eindringen. Auch Eingeständnisse wie „Ich kann nicht mehr!" oder „Ich habe mich in ... geirrt!" oder „Ich muß neu anfangen!" kommen den meisten von uns schwer über die Lippen.
Warum sind wir so zurückhaltend wo wir zu unserem eigenen Wohl konsequent handeln müssten? Warum tun wir nicht, was doch nur vernünftig wäre? Warum sind wir oft so gelähmt wenn es um wichtige Entscheidungen in unserem Leben geht? Warum nur fällt es uns so schwer, Altes loszulassen und Neues zu beginnen? Warum sind wir so anspruchslos und arrangieren uns mit Situationen und Menschen die uns nicht oder nicht mehr gut tun?
Es gibt verschiedene Antworten auf diese Fragen:
Zum einen zeigen wir oft ein starken Beharrungsvermögen wenn wir Angst vor Gesichtsverlust befürchten. „Jetzt haben ich diese Frau geheiratet. Wie stehe ich denn da, wenn diese Ehe nach zwei Jahren schon wieder zerbricht?"
Ebenfalls eine Rolle spielt die Überlegung: „Jetzt habe ich schon so viel Zeit und Energie in dieses Ziel oder Menschen investiert! Das alles ware verloren wenn ich mich trennen würde!"
Wenn wir zum Beispiel überlegen, den Arbeitsplatz zu wechseln kann es sich hemmend auswirken wenn wir nur an die Kosten, nicht aber an den Nutzen des Wechsels denken „Ich habe diese Abteilung aufgebaut. Meine Erfolge würde ein anderer einheimsen. Und ich müsste woanders wieder von vorne anfangen" Solche Gedanken ersticken Trennungsüberlegungen im Keim.
Neben diesen nachvollziehbaren und wahrscheinlich allen sehr vertrauten Gründen für Beharrlichkeit gibt es aber noch tiefere Ursachen dafür daß uns der Mut verlässt und uns die Stärke fehlt, einen Plan, ein Ziel oder einen Menschen ziehen zu lassen.
Trennen heisst meistens, Vertrautes loszulassen und sich auf etwas Neues einzulassen. Das macht uns Angst oder sogar Wut, erfüllt uns mit Gefühlen von Angst oder Unsicherheit. Um diese quälenden Gefühle zu vermeiden machen wir lieber weiter wie bisher.
Hoffen, wie ein Kleinkind, dass es andere - das Schicksal, die Familie, der Kollegen, die Firma - schon „irgendwie" richten werden. Irgendwann wird die Arbeit wieder Spaß machen, eines Tages wird die Frau sich wieder uns zuwenden, die Kinder werden ausziehen, aber und regelmässig besuchen.
Weil wir Angst vor dem Loslassen haben, entstehen Lebenslügen. Weil wir oft die unangenehmen Wahrheiten unseres Lebens nicht wahrhaben wollen „übersehen" wir sie einfach oder biegen sie uns so zurecht, daß sie erträglich werden. „Nein, meine Frau betrügt mich nicht. Sie muß so lange arbeiten". „Der Chef ist zufrieden mit mir. Das er mich nicht zu Besprechungen dazu holt hat nichts zu bedeuten!"
Wie kommen diese Lebenslügen zustande?
Unser Gehirn ist so konstruiert, daß es Schmerz unterdrücken kann, es bezahlt aber dafür mit verminderter Wahrnehmungsfähigkeit.
So entsteht ein blinder Fleck, eine Lücke in unserer Weltsicht. Angst, Unsicherheit und Schmerz zu unterdrücken kann unter Umständen hilfreich und sinnvoll sein. Wenn wir wirklich in Gefahr sind, sorgt dieser Mechanismus dafür, daß wir überleben können. Vor einer Operation macht er uns Mut, in Krisensituationen hält er uns aufrecht.
Geht es aber um notwendige Veränderungen, kann uns dieser blinde Fleck in die Irre führen. Zwar dämpft er auch hier vorübergehend die Angst und die Unruhe, doch gleichzeitig macht er und handlungsunfähig. Weil wir glauben wollen, daß alles in Ordnung ist oder wieder in Ordnung kommen wird, stehen wir konstruktiven Lösungen und wichtigen Entwicklungsschritten im Weg. Die Lebenslüge wirkt wie ein starkes Beruhigungsmittel - wie Alkohol oder Medikamente dämpft sie unsere Unruhe.
Doch wie bei anderen Beruhigungsmitteln auch besteht bei der Lebenslüge die Gefahr der Abhängigkeit. Wir werden abhängig von Vertrautem und Gewohntem und können uns das Neue nur als bedrohlich vorstellen..
Mit der Lebenslüge erkaufen wir uns eine nur momentane Entlastung: Der akute Entscheidungsdruck wird leichter wenn wir der Wahrheit nicht direkt ins Auge sehen.
Im Sich - selbst - Beruhigen sind die meisten von uns sehr begabt. Was auch verständlich ist angesichts unseres sogenannten modernen Lebens, da von Unwägbarkeiten und Unsicherheiten geprägt ist. Täglich bekommen wir bestätigt, daß wir uns auf nichts verlassen können: Unfähige, korrupte Politiker, Kollegen die arbeitslos werden, Freude die sich scheiden lassen.
Verläßliche Stabilität gibt es in keinem Lebensbereich mehr. Weil wir uns auf so wenig verlassen können wollen wir und wenigstens auf uns selbst und unser Umfeld verlassen können.
Weil wir irgendwann Treue versprochen haben halten wir an einem ungeliebten Menschen fest, weil wir uns für ein Ziel entschieden haben bleiben wir auch dann dabei, wenn es sich als falsch herausstellt. Wir wollen ja schließlich nicht als wankelmütig oder unzuverlässig dastehen. Die Angst, wir könnten es bereuen, wenn wir uns von einem Menschen oder Ziel lösen, läßt uns passiv bleiben.
Noch mehr Unsicherheit glauben wir nicht ertragen zu können. Und schließlich wollen wir nicht vom Regen in die Traufe kommen. Wer nichts tut, kann auch nichts falsch machen - nach diesem Motto kleben wir an einmal getroffenen Entscheidungen wie das Insekt am Fliegenfänger.
Meist ist die Angst vor der Reue aber unbegründet wie Forschungen vom Max-Planck-Institut Berlin gezeigt haben.
Danach bereuen die Menschen in der Rückschau nicht ihre Dummheiten und Fehler, sondern das, was sie nicht gemacht haben.
Verpaßte Chancen belasten unsere Psyche sehr viel mehr als die Folgen falscher Entscheidungen. Durch Passivität kann man Reue also nicht vermeiden, sonder schürt sie auf Dauer noch!
Verpasste Veränderungsmöglichkeiten sind also eine viel größere Lebenshypothek als eventuell falsch getroffene Entscheidungen. Seid gewarnt vor den Folgen eines „ungelebten Lebens"! Es ist psychisch und körperlich erschöpfend, wenn wir bewusst oder unbewusst ignorieren, daß etwas in unserem Leben falsch läuft.
Wenn wir nicht loslassen können leben wir wie unter einer Glasglocke. Es gibt keine Höhen und Tiefen, zu intensiven Gefühlen sind wir nicht fähig, wir fühlen uns unbeweglich und behindert wie der dick aufgeblasene Michelin-Mann.
Langfristig schadet das unserer Gesundheit. Schlaflosigkeit, Rückenschmerzen, Depressionen, Kopfschmerzen können ein Zeichen dafür sein, daß wir längst fällige Entscheidungen vor uns herschieben. Es ist ein anstrengendes und zugleich anspruchsloses Leben zu dem wir uns verdonnern wenn wir zu starr an einmal gefassten Plänen festhalten.
Das Festhalten an fragwürdigen Zielen beeinträchtigt auf jeden Fall unser Wohlbefinden. Abgesehen davon bleiben auch wichtige Ressourcen gebunden, wir fühlen uns nicht frei, Neues in Angriff zu nehmen. Wertvolle Zeit und Energie gehen unwiederbringlich verloren.
Mit unserer Nibelungentreue zu vertrauten Lebensumständen tun wir uns langfristig gesehen keinen Gefallen.
Im Gegenteil: Wenn wir die blinden Flecke in unserer Wahrnehmung nicht entfernen bringen wir uns selbst um die Möglichkeiten, unserem Leben neue, spannende Wendungen zu geben. Doch das genau ist der hemmende Punkt:
Wir ahnen zwar, daß Neues durchaus besser sein kann als Altes. Aber da wir nicht wissen wie das Neue genau aussieht, zögern wir. Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach sagen wir uns und bewegen uns nicht vom Fleck.
Doch wenn wir passiv an nicht mehr lohnenswerten Zielen oder unbefriedigenden Beziehungen festhalten bringen wir uns um die Chance, unserem Leben eine positive Wendung zu geben.
Manchmal beweist sich Stärke gerade darin, auf ein hoch gesetztes Lebensziel zu verzichten. Ich muß lernen, damit fertig zu werden, daß sich Lebenspläne nicht erfüllen, daß hoch gesetzte Ziele nicht in Erfüllung gehen, obwohl ich mich vielleicht sehr dafür angestrengt habe. Das zu Lernen ist mehr wert als das Kleben an den Wünschen, als das verbissene Kämpfen um jeden Preis. Statt meinen Partner um jeden Preis halten zu wollen wenn er gehen will, kann ich ihn gehen lassen.
„Wer loslässt, hat die Hände frei" lautet der kluge Titel eines Buches.
Ein schöner Gedanke: Die Hände frei zu haben für Neues, für das, was einem wichtig ist. Wir müssen drei große Dinge im Leben loslassen:
1. Den Zwang, erfolgreich zu sein.
2. Den Zwang, recht zu haben
3. Den Zwang, mächtig zu sein
Was müsst ihr loslassen um die Hände frei zu haben?
Nehmt euch Zeit um das zu beantworten.
Legt euch ein Blatt Papier zurecht und teilt es in vier Spalten.
In die erste schreibt ihr, was euch zum Thema „Loslassen" einfällt. Woran klebt ihr? Welche unbefriedigende Situation solltet ihr schon längst beenden?
In die zweite Spalte notiert ihr eure Vermutungen darüber, warum es euch so schwerfällt loszulassen. Habt ihr Angst? Wenn ja, wovor? Fürchtet ihr den Verlust? Welchen? Warum?
Die dritte Spalte nutzen wir für ein Experiment: Überlegt, welche Vorteile es für euch hätte, wenn ihr loslassen würdet. Wechselt vom Kostendenken zum Nutzendenken!
Nun spielen wir ein wenig. Tun wir mal so, als ob wir uns für die Alternative entschieden hätten. Was müssen wir konkret tun? Schreibt in die vierte Spalte was euch hierzu einfällt.
Der Trick dabei: Indem wir uns vorstellen was wir tun müssten, verlieren wir die Angst vor dem Neuen und nähern uns der besseren Alternative Schritt für Schritt an. Das neue Ziel erscheint nicht mehr so fremd, es verliert seinen Schrecken, wird handhabbarer, realistischer.
Was immer wir loslassen wollen - es ist kein leichter Weg.
Das Loslassen, die Trennung wird von uns immer auch als Verlust erlebt, wenn es gut geht aber als Verlust und als Gewinn. Das Gefühl des Verlustes müssen wir ertragen und bewältigen wenn wir etwas oder jemanden loslassen wollen. Wer den möglichen Verlust vermeiden will, kann sich nicht auf das Leben, kann sich nicht auf Beziehungen wirklich einlassen, dadurch verliert man an Lebensintensität, man verliert letztlich alles, man verliert Lebendigkeit!
Das lehrt uns auch die biblische Geschichte von Sodom und Gomorrha: Sie erzählt uns von Gottes Entscheidung, die Städte zu zerstören weil die Einwohner genusssüchtig und verschwenderisch geworden waren. Ein Einwohner aber lebte Gott zu Gefallen und deshalb sollte er gerettet werden.
Lot wurde aufgefordert, seine Habseligkeiten zu packen und mit seiner Familie die Stadt zu verlassen.
Einzige Bedingung: Niemand durfte zurückblicken. Als sie die Tore der Stadt erreichten, konnte es sich Lots Frau nicht verkneifen, einen Blick zurück auf die Stadt, Ihre Vergangenheit, zu werfen. Sie wollte nur noch einmal sehen, was sie zurückließ. Gottes Strafe folgte auf dem Fuß: Sie erstarrte zur Salzsäule!
Zwar wird uns Gottes Strafe kaum so direkt ereilen aber in gewisser Weise erstarren auch wir zur Salzsäule wenn wir nicht loslassen. Lasst euch gesagt sein: Das Leben ist weniger intensiv und weniger lebendig wenn wir an Vergangenem kleben und nichts Neues wagen! Anspruchsvolle Menschen wollen nicht auf ihre Lebendigkeit verzichten! Sie fürchten sich zwar auch vor schmerzlichen Verlustgefühlen, auch sie haben Angst vor dem Unbekannten, doch sie wissen, daß ihr Leben nur lebenswert bleibt, wenn es darin keinen Platz gibt für langweilige Routine, faule Kompromisse und lähmende Passivität!
Hallo Koc, woher nimmst Du nur all diese Weisheiten? es ist wircklich wahr was Du schreibst!
Ich habe es auch schon oft gelesen und ich habe schon Übungen dafür gemacht! Loslassen Übung: Setze Dich auf einen ruhigen Platz, schließe die Augen und stelle Dir bildlich vor wie Du Du die Person oder Sache an der Du festhälst loslässt, breite Deine Arme aus und öffne die Hände und lasse los!! Du kannst Dir auch vorstellen, wie die Person die Du loslässt weggeht, einen Weg entlang, weg von Dir... Dann muss man meistens weinen - und dann versuche Dich selbst zu spüren, Deine Stärke, Deine Zukunftspläne, und Deinen Frieden!!!!! Mit dieser Visualisierung kann es besser gehen mit dem Loslassen!
Nur noch nie ist mir das Loslassen so schwer gefallen wie jetzt in meiner Trennungssituation!!! Es ist ganuso wie Koc es beschreibt, ich halte an so vielem fest was mir vertraut ist und mir Sicherheit gegeben hat!!! Nun muss ich die Sicherheit selber wieder bei mir finden und das ist anstrengend!! Keiner ist da der sich um mich sorgt! Und das schlimme Koc...genau das was Du schreibst hat mein Mann gesagt und deshalb ist er weg...er hat sich nicht mehr lebendig gefühlt und sich nicht mehr gespürt und wollte wieder leben....aber ich denke immer das hätte er auch mit gekonnt, hätte er sich geöffnet.... ich glaube er hat eine Krise und denkt wenn er die andere nimmt dann lebt er wieder auf und alles ist gut!
Ich liebe ihn noch sehr und würde mir wünschen, dass er feststellt, dass ihn die andere auch nur kurzfristig weiterbringt und sein Platz bei seiner Familie ist! Ich habe ihn schon gehen lassen, ich habe ihn auch losgelassen und alles, aber manchmal werde ich rückfällig und gönne nicht der anderen mit ihm zusammen zu sein - weil es mit ihm so lustig ist und Spaß macht, und dann schaue ich zurück und fange an zu klammern..auch weil ich nicht weiß ob ich in meinem zuhause bleiben kann oder ausziehen muss und ob ich umziehen soll oder da bleiben kann wo ich bin.... warum kriegt Claudia Effenberg Ihren Stefan wieder und Lilly Ihren Boris (die waren auch mal getrennt und er hatte Sandy MW) und ich meinen nicht? Oder muss ich noch länger kämpfen und loslassen und leiden? Erst wenn man losgelassen hat, können sich die Dinge entwickeln - das weiß ich! Aber es ist hart, so wie Du sagst....letzte Woche sagte er: die erste Euphorie mit ihr ist schon verflogen! Ist das ein Hoffnungsshimmer? Vielleicht muss er diesen Quatsch erleben um ihn beenden zu können...er sagt auch, wenn es ihm ums finanzielle ginge würde er versuchen das Rad zurückzudrehen, und sie wäre seine Seelenverwandte!!!
ich kann auch keinen neuen Freund akzeptieren immer stört mich etwas an der Art, weil der nicht so ist wie main Mann! Vielelicht wäre der ander viel netter zu mir, viel kuschliger und fürsorglicher - aber ich finde alles nur blöd!!! Also habe ich wohl doch nicht ganz losgelassen!!
Und ich muss was beichten, immer wieder verabreden mein losgelassener Ehemann und ich uns zu -naja der schönsten Nebensache eben! Aber ich glaube das hat überhaupt nichts zu bedeuten außer dass es den extremen Erlebnisdrang meines Mannes wiederspiegelt... Er will Leben und erleben und frei sein, das muss ich wohl akzeptieren!!!!
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